Im Zwölf Schritte Programm der Selbsthilfegruppe für Angehörige und Freunde von AlkoholikerInnen teilen Sofia und Erna im Juli ihre Gedanken und Erfahrungen zum Thema „Verleugnen“.
Das Leben ist ein Pauschalangebot. Es ist nicht damit getan, nur das Angenehme herauszupicken. Wir müssen das ganze Angebot prüfen, damit wir Entscheidungen treffen können, die für uns richtig sind, und aufhören, uns über Enttäuschungen zu ärgern.
Das Leben mit einem Alkoholiker bewältigen viele von uns mit einem ständigen Positionswechsel, wobei sich unser Realitätsgefühl von einer Minute zur anderen änderte. Wir passten uns an, indem wir immer den Teil der Wirklichkeit aussuchten, der uns gefiel, und den Rest nicht zur Kenntnis nahmen. Wir wurden immer wieder in die Knie gezwungen, denn die Realität verschwand nicht, nur weil wir sie nicht wahrhaben wollten.
Wir werden unser Leben weiterhin nicht meistern können, solange wir so tun, als ob es nur die Hälfte der Wahrheit gäbe. Deshalb ist der Austausch von Erfahrungen ein so wichtiges Hilfsmittel in Al-Anon. Wenn wir mit anderen Al-Anon Freunden darüber reden, was wirklich los ist, durchbrechen wir unser Leugnen und fassen Fuß in der Wirklichkeit. Auch wenn es schwierig erscheint, bestimmten Tatsachen ins Auge zu sehen, wenn wir bereit sind, uns mit ihnen auseinanderzusetzen, entziehen wir unserem eigenen Leugnen die Macht, uns jedesmal in die Knie zu zwingen.