Im Zwölf Schritte Programm der Selbsthilfegruppe für Angehörige und Freunde von AlkoholikerInnen teilen Maxi, Nils und Sofia im September ihre Gedanken und Erfahrungen zum Thema „Groll“.
Wir werden in Al-Anon oft davor gewarnt, Groll zu hegen. Wir finden nur selten jemanden, der nicht grollt, wenn man ihm Unrecht tut. Oder wir grollen unserem Schicksal, unserem Pech, unserem traurigen Los.
Kein noch so großes Maß an Selbstdisziplin kann uns von Groll heilen. Es scheint manchmal sogar, als ob er sich umso mehr bei uns einnisten würde, je mehr wir dagegen ankämpfen. Er verbreitet sich wie eine finstere Krankheit in unserem Herzen und versetzt unsere Gefühle in Aufruhr.
Wir wissen, dass er zerstörerisch ist. Wir mögen ernstlich bemüht sein, uns davon zu befreien. Was können wir dagegen tun?
Wenn wir zulassen, dass sich Groll in unserem Herzen und in unseren Gedanken einnistet, besteht die große Gefahr, dass er zu Vergeltungsmaßnahmen führt. Wir fühlen uns berechtigt, jemandem heimzuzahlen, was er uns angetan hat.
Aber wie kann ich logischerweise jemanden dafür bestrafen, was er oder sie mir angetan haben, wenn ich mir ihre Absichten und Gründe nicht vorstellen kann? Vielleicht war die Kränkung gar nicht beabsichtigt; vielleicht waren wir überempfindlich. Die meisten von uns haben wahrscheinlich unter Rücksichtslosigkeiten durch den Alkoholiker gelitten. Es ist uns in Al-Anon oft gesagt worden, dass das Verhalten des Alkoholikers der Familie gegenüber in Wirklichkeit sein eigenes Schuldbewusstsein und seinen Selbsthass widerspiegelt.
„Nichts auf dieser Welt verzehrt einen Menschen gründlicher als die Neigung zum Groll.“ (Friedrich Nietzsche)