„Jugendrad“ und „Kulturstunde“. Mühlviertler Kulturinitiativen und Jugendzentren bespielen das Freie Radio und rücken auch sonst näher zusammen.
Alte Hasen, aber auch neue Gesichter. Mühlviertler Kulturinitiativen und Jugendzentren bespielen das Freie Radio Freistadt und rücken auch sonst näher zusammen.
Etwas mehr als ein Jahr ist das Freie Radio Freistadt auf Sendung. Neben erfreulich vielen Seniorinnen nutzen vor allem regionale Kulturinitiativen das Radio als Plattform. Mit dem Projekt „Offene Archive – Neue Spielstätten“ aus dem KUPF Innovationstopf 2005 konnten neben weiteren KI’s auch Jugendzentren für die Radioarbeit gewonnen werden. Aus dem Projekt sind mittlerweile zwei fixe Sendeschienen entstanden. Die „Kulturstunde“ und das „Jugendradio“.
Die Jugendarbeit zählt zu den Schwerpunkten in Freistadt. Schon seit Herbst senden die Kinderfreunde Mühlviertel jeden Freitag von 16:00 bis 17:00. Sendungen vom Schülerradio aus dem Gymnasium und von Radio ICM aus Südböhmen sind fixe Programmelemente.
Koordiniert von Sarah Satzinger – Betreuerin im Jugendtreff Gutau – und ausgebildet von Simone Boria haben 10 Jugendzentren den Weg ins Radio gefunden. Satzinger ist überrascht „wie relativ einfach und schnell sich das Jugendradio entwickeln konnte“ und freut sich über den „ehrlichen Enthusiasmus“. Boria beeindruckte als Trainerin die „Aufmerksamkeit und Disziplin“ der Jugendlichen, die schon in den Workshops ihre ersten Live-Sendungen meisterten.
Neben der Arbeit mit den Jugendzentren richtete sich das Projekt besonders an KI’s. Der Hintergedanke: Zusätzliche Vereine ans Radio binden und Jugendliche als potentiellen Nachwuchs für die Arbeit in den KI’s interessieren.
Die Region verfügt über ein vielfältiges kulturelles Umfeld. Vereine wie die KI Bad Zell oder die Alte Schule Gutau, Vorreiterinnen zeitgenössischer Kulturarbeit, existieren bereits seit Jahrzehnten. Den – wenn man so will – „etablierten“ Initiativen gelingt es aber nur schwer neue, jüngere AktivistInnen einzubinden.
So entstand die Idee, mit dem neuen Thema „Radio“ frische Kräfte für die Mitarbeit in den Vereinen zu gewinnen. Das Freie Radio Freistadt versteht sich dabei als Schnittstelle zwischen den Generationen. Josef Galli, engagiert in der KI Bad Zell, sieht im Angebot des Radiomachens „eine Chance auch jüngere Interessenten in die Kulturinitiative einbinden zu können.“
Die Anreize dazu sind unterschiedlich. Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung mit kulturellen Themen und Musik finden manche den Zugang über den Spaß an der Technik – und landen sozusagen über das Mischpult im Studio an der Tontechnik im Verein.
Radioarbeit als Kulturarbeit verstehen lernen
Regionale KI’s waren von Anfang an im Freien Radio aktiv. „Für die Alte Schule in Gutau ist die Radioarbeit mittlerweile ein wesentlicher Bestandteil der regelmäßigen Kulturarbeit geworden“, freut sich Obmann Albert Heidlmeir. Heidlmeir betont, dass „schon vor Sendestart innerhalb des Vereins eine starke Identifikation mit der Idee des Freien Radios gegeben war.“
Modellfall Alte Schule Gutau
Aus dieser Sympathie entstanden mehrere Sendeschienen. Neben dem Cafe Mulatschag und dem Frauenzimmer ist die Alte Schule auch an der Kulturstunde und am Jugendradio beteiligt. Die Radiogruppen arbeiten zwar grundsätzlich unabhängig. Personelle Querverbindungen und beständige Kontakte bewirken, dass sich Jugendliche schrittweise in den inneren Kreis der Alten Schule vortasten – und damit zunehmend auch Verantwortung übernehmen.
In der kleinen Gemeinde Gutau hat sich das Freie Radio zu einem beliebten Angebot entwickelt. Eine „NEUE SPIELSTÄTTE“ für Jugendliche, die aktive Medienarbeit damit auch als Teil der kulturellen, sozialen und kulturpolitischen Aktivitäten verstehen lernen und mit der Radioarbeit auch aktiven Anschluss an der Kulturarbeit finden.
Kulturelle Präsenz im Äther
Von den KI’s wird vor allem auch die erweiterte Öffentlichkeit durch das Radio geschätzt. Einrichtungen wie die Local-Bühne Freistadt bringen regelmäßige Infos zu ihren Veranstaltungen. Mit der Erweiterung ihrer Kulturangebote auf Radiosendungen eröffnen die Vereine nicht nur neue Betätigungsfelder für die jüngere Generation. Sie sorgen auch für kontinuierliche Präsenz und Reflexion des lokalen Kulturgeschehens. Albert Heidlmeir, mit der Alten Schule Gutau auch Projektpartner von „Offene Räume – Neue Spielstätten“, sieht besonders in diesem „Teilnehmen am kreativen Prozess“ eine neue Herausforderung für die Kultur¬arbeiterInnen in der Region.
Kreative Spielfelder auch für die alten Hasen
Die einzelnen Initiativen haben im Laufe der Jahre ein enormes Maß an Professionalität entwickelt. Oft wird übersehen, dass trotz des persönlichen Engagements die Akteure selbst als „Veranstalter“ kaum an kreativen Prozessen beteiligt sind und viele auch das persönliche Feedback vermissen – sicher ein Motiv, warum sich mit der Jugend auch die „Gründergeneration“ kräftig im Radio engagiert.
Für die ProjektmitarbeiterInnen Romana Gillesberger, Sarah Satzinger, Simone Boria und Harald Freudenthaler hat sich vor allem eines gezeigt. Das Thema Radio begeistert nach wie vor alle Generationen und bringt – auch als altes Medium – kräftige Impulse für die regionale Kultur.
2006 geht es um die Kontinuität im Programm. Nach der aufreibenden Aufbauarbeit fehlt es am Geld fürs laufende Programm. Für 2006 erwarten sich die RadiobetreiberInnen einen kräftigen Impuls durch zusätzliche Förderungen. Mit dem KUPF Innovationstopf ist es übrigens heuer nichts geworden.
Harald Freudenthaler, Sarah Satzinger, Simone Boria, Otto Tremetzberger
Die „Kulturstunde“
Abwechselnd mit der Alten Schule Gutau, Backwood, echt.zeit, KI Bad Zell, Local-Bühne Freistadt, Raml Wirt, KV Woast
Jeden Montag, 20:00 Uhr. WH: Dienstag 14:00, Donnerstag 20:00, Freitag 14:00. Jeden Dienstag auch im Radio FRO um 15:00 Uhr.
Jugendradio“
Die Sendung der Jugendzentren aus der Region. Malaria-Tragwein, Juz Hagenberg, Ying Young Pregarten, Jugendchor Singflut Lasberg, Jugendtreff Freistadt, Jugendtreff Alte Schule Gutau, Rainbach, Wartberg, St. Oswald, Pregarten Pfarre.
Im Freien Radio Freistadt auf 107,1 Mhz. Jeden Samstag, 16:00 Uhr. Wiederholung: Sonntag, 16:00
Text für die KUPF Zeitung, Mai 2005