Gespräch mit Rupert Huber vom Mauthausenkomitee Gallneukirchen über die Herkunft der Mauthausenkomitees und ihre heutige Arbeit. Der Gallneukirchener Zweig im Speziellen arbeitet besonders an der Erinnerung an die hiesige Menschenjagd von Jänner 1945, vulgo Mühlviertler Hasenjagd.
Besonders Jugendlichen vermitteln die Gallneukirchner die Geschichte in spürbarer Form: mit einer Wanderung zum Ausbruchsort der Kriegsgefangenen im kalten Wind, nach einem Besuch des Films von Andreas Gruber.
Das heurige Thema der jährlichen Gedenkveranstaltung dazu ist „Der Wert des Lebens“.
Mit dem Diakoniewerk Gallneukirchen hat das Mauthausenkomitee einen Partner mit einer eigenen Geschichte in der NS-Zeit: Bewohner der Diakonie wurden im Schloss Hartheim getötet. Rupert Huber: „Das Regime des Nationalsozialismus hat Menschlichkeit verachtet. Das Ende des Menschlich Seins war verordnet. In einem rassistischen Wahn hatte ein Lebensrecht nur der gesunde, starke, germanische Arier. Menschen mit Gebrechen wurden weggeschafft, ermordet. Schon das Reden darüber war bedrohend. Zur Hatz auf bereits ins Elend geschundene kriegsgefangene Soldaten der Sowjetunion wurde aufgefordert, und viele haben dabei mitgemacht.“
Sendezeiten:
Di 28.1. / 11:00
Do 30.1. / 18:00
Sa 1.2. / 10:00
So 2.2. / 13:00
Die Sendung Nachhören:
http://cba.media/253355
Bild: Rupert Huber, Mauthausenkomitee Gallneukirchen
Zur Veranstaltung:
„Der Wert des Lebens“
Gallneukirchen -Gedenkkundgebung beim Mahnmal für den Frieden
Sonntag 2. Februar 2014, 19 Uhr
Worte des Gedenkens spricht die Rektorin des Evangelischen Diakoniewerkes Gallneukirchen, Frau Rektorin Mag.a. Christa Schrauf.
Gestaltung: Evangelische Jugend Gallneukirchen mit einer Wortcollage und die Stadtkapelle Gallneukirchen.
Das Regime des Nationalsozialismus hat Menschlichkeit verachtet. Das Ende des Menschlich Seins war verordnet. In einem rassistischen Wahn hatte ein Lebensrecht nur der gesunde, starke, germanische Arier. Menschen mit Gebrechen wurden weggeschafft, ermordet. Schon das Reden darüber war bedrohend. Zur Hatz auf bereits ins Elend geschundene kriegsgefangene Soldaten der Sowjetunion wurde aufgefordert, und viele haben dabei mitgemacht. Wir wollen erinnern und wirken gegen das Vergessen, was damals hier geschehen ist und gegen das Vergessen derer, die hier Opfer wurden.
„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.“ Dieser Satz von Primo Levi steht am Eingang zum Holocaust-Museum in Berlin. In Gallneukirchen ist geschehen:
Am 13. Und 31. Jänner 1941 holten „Uniformierte und Pfleger“ in unangemeldeten Blitzaktionen 64 behinderte Menschen ab. Sie wurden in Hartheim ermordet.
Am 2. Februar 1945 ist 419 im KZ Mauthausen Kriegsgefangenen der Sowjetunion ein Ausbruch gelungen. Sie sind ausgebrochen um nicht an Hungerfolter zu sterben. Alle Ausgebrochenen waren in einem erbarmenswert elenden Zustand, waren unbewaffnet. Die Repräsentanten des NS-Regimes haben zur allgemeinen Hatz auf diese Menschen aufgerufen und viele haben mitgehetzt, wenige haben im barmherzigen Mitleiden geholfen.
Der Sinn der Gedenkfeier ist es, gegen das Vergessen dessen, was damals geschehen ist, gegen das Vergessen derer zu wirken, die damals Opfer unter entsetzlichen Qualen wurden. Das, was geschehen ist, war so ungeheuerlich, dass es immer schwerer wird zu glauben, dass es nicht ein Alptraum war, sondern die Wirklichkeit. Darüber zu gedenken soll auffordern, nicht nur über geschichtliche Umstände damaliger Zeit nachzudenken, sondern auch über unser eigenes Mensch Sein nachzudenken, über unsere Freiheit entscheiden zu können, ein mitleidender und liebender Mensch zu sein. Das Ungeheure, was damals – nur damals?- geschehen ist, war die Abdankung der persönlichen Freiheit, die Absage, Mensch zu sein.
Mauthausenkomitee Gallneukirchen
Arbeitsgemeinschaft im Mauthausenkomitee Österreich