Zwischen Einsamkeit und Zusammenhalt: Was schafft Gemeinschaft?

Gemeinsamer Programmschwerpunkt der Freien Radios Österreich 2023.

Wir leben in einer Zeit, in der Regierungen Einsamkeits-Ministerien (1) einrichten, weil immer mehr Menschen sozial isoliert sind und den Anschluss an die Gesellschaft, in der sie leben, verlieren.
Die Lockdowns der Covid-19 Pandemie haben dabei nur einen Trend verstärkt, der eine Folge u.a. des Abbaus sozialstaatlicher Strukturen, von neoliberalem Leistungsdruck, der Digitalisierung sozialer Beziehungen, von demografischen Entwicklungen und Urbanisierungsprozessen ist.
Rechtspopulistische Bewegungen greifen diesen Trend auf und machen Angebote für Gemeinschaft, die auf Einheit, Gleichartigkeit und dem Ausschluss der „Anderen“ beruht. „Leave no one behind“ ist dem gegenüber ein Slogan, der soziale Inklusion und Solidarität als Basis einer offenen Gesellschaft versteht.

Aber welche Verbindungen mit Anderen brauchen wir eigentlich? Mit wem fühlen wir uns verbunden, wo möchten wir dazugehören? Und welche Funktionen kann Gemeinschaft haben?
Wie entsteht Gemeinschaft und an welchen Orten kann sich Gemeinschaft bilden?
Wie müssen unsere Städte gestaltet sein, um sozialen Anschluss zu ermöglichen? Ist die überschaubare Dorfgemeinschaft mit ihrer sozialen Kontrolle eine Lösung – oder eine Drohung?
Wie vertragen sich Gemeinschaft und Diversität? Wie kann eine Gemeinschaft der Vielen aussehen und unter welchen Bedingungen kann sie gelingen?

Community Radios sind mit diesen Fragen in ihrer tagtäglichen Arbeit beschäftigt. Schließlich besteht ihr Anspruch darin, einen gemeinsamen medialen Raum für verschiedenste gesellschaftliche Gruppen und Interessen herzustellen. Sie verstehen sich als Projekte gegen die Vereinzelung in der Vielfalt der Bubbles, als Orte, an denen gesellschaftliche Teilhabe und Auseinandersetzung konkret gelebt wird.

Im diesjährigen gemeinsamen Sendeschwerpunkt setzen die österreichischen Freien Radios ihre eigene Arbeit in den Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen und gehen den vielfältigen Aspekten von Vereinsamung und Gemeinschaft nach.

Das Freie Radio Freistadt stellt in seiner Sendung das Pilotprojekt „Generationen miteinander“ in der Gemeinde Engerwitzdorf vor. Damit soll mehr Bewusstsein für das Thema Einsamkeit im Alter und den damit verbundenen sozialen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen geschaffen werden.

Engagierte beim Projekt „Generationen miteinander“ in Engerwitzdorf (v.l.n.r.) Doris Köckerbauer, Karin Gugler, Stefanie Estermann-Lagally, Marie-Therese Jahn (FRF)


Sendezeitraum:
Von 26. Oktober bis 14. November 2023 – in deinem Freien Radio.
Jeweils von Montag bis Freitag ist täglich eine Sendung der insgesamt 14 teilnehmenden Radios zu hören.

Podcast: Alle Sendungen stehen nach Ausstrahlung hier als Podcast im Online-Archiv zur Verfügung.

Do, 26. Oktober um 15:30 Uhr
Orange 94.0 (Wien)
„Dann geht’s uns allen besser“ Community und der Tanz um Zugehörigkeit
„Wo kann ich andocken, wo kann ich unter Menschen sein, die ähnliche Erfahrungen haben wie ich?“ Das ist wohl eine Frage, die bei vielen am Anfang steht, die aktivistisch in Communities arbeiten. Die Sendung begibt sich auf Spurensuchen von Communities, die Orte der Zugehörigkeit und Stärkung schaffen. Wie und was gelingt da? Wodurch entsteht Zugehörigkeit? Was sind die Wünsche und Träume, die entwickelt werden und was die Grenzen? Wie umgehen mit den Differenzen innerhalb einer Community?

Fr, 27. Oktober um 19:10 Uhr
Freies Radio B138 (Kirchdorf)
Gemeinsam in der Gesellschaft: Wesentliche Schlüssel für ein gelingendes Miteinander.
Beschreibung: Unter „Gesellschaft“ versteht man immer „viele“. Doch haben diese vielen (Menschen) auch etwas miteinander zu tun? Wird Gemeinschaft in der Gesellschaft noch gelebt? Wie kann Gemeinschaft in Zeiten wie diesen gelingen? Warum macht es Sinn, sich für Gemeinschaft zu engagieren, den Zusammenhalt zu suchen, sich gegenseitig zu bestärken und für eine Sache wirklich zu gehen? Welche Rolle spielen dabei Vereine und ehrenamtliche Beiträge? Der Gemeinschaft in der Gesellschaft auf der Spur – für ein gelingendes Miteinander!

Mo, 30. Oktober um 9:00 Uhr
Freies Radio Salzkammergut
Ein Haufen helfende Hände unter einem Hut
Kulturarbeit funktioniert vielerorts ausschließlich durch ehrenamtliches Engagement. Aber wer koordiniert all die helfenden Hände? Wie wird organisiert, wer was macht und wer schaut darauf, dass alle sich mit ihren jeweiligen Fähigkeiten einbringen können und gesehen werden? Im Kulturverein Offenes Kunst- und Kulturhaus Vöcklabruck (OKH) wird die Gemeinschaft nicht dem Zufall überlassen. Community Management ist ein Schwerpunkt der Arbeit des OKH-Teams und wird proaktiv vorangetrieben. Ob der monatliche Community-Abend, das Neujahrs-Essen für den gesamten Verein oder der Informationsfluss an alle Mitglieder – was ganz natürlich wirkt, ist ganz schön viel Organisation, die die Gemeinschaft der ehrenamtlichen Kulturarbeiter:innen im OKH zusammenschweißt. Sichert Community-Arbeit also den Fortbestand für ehrenamtliche Kulturinstitutionen?

Di, 31. Oktober um 9:00 Uhr
Freequenns (Liezen)
Verein(t) – Mitanaund gegen Vereinsamung…
Die Bedeutung des „Vereinswesens“ und der „Ehrenamtlichen Tätigkeit“ für das soziale Gefüge im ländlichen Raum und als wichtiges präventives Element gegen die Vereinsamung. „Gemeinsam aktiv“ zu sein, über Kulturen, Generationen und soziale Schichten hinweg, hat eine wichtige Funktion für den sozialen Zusammenhalt in einer Gesellschaft und wirkt gegen Vereinsamung.

Mi, 1. November um 11:30 Uhr
Radio Mora (Oberpullendorf)
Arge Region Kultur und der Verein MORA Volksgruppen
Die arge region kultur ist ein österreichweit vernetzter Verein mit 14 Kultur- und Bildungsvereinen, sechs davon fungieren als Regionalstellen mit eigenen MitarbeiterInnen. Zu diesem Verein gehört auch der Verein MORA. Wir beleuchten die arge region kultur allgemein und die Beziehung der einzelnen Vereine zueinander, die Rolle des mehrsprachigen Vereines MORA innerhalb der Gemeinschaft arge region, aber auch innerhalb der Volksgruppen im Burgenland. Wann bilden die Volksgruppen eine Gemeinschaft, wie passiert das Zusammenleben aus dem Blickwinkel der Betroffenen, wie sieht die aktuelle Situation aus soziologischer Sicht aus. Welche Synergien werden innerhalb der Vernetzung von arge region und der Volksgruppe geschaffen.

Do, 2. November um 18:00 Uhr
Radiofabrik (Salzburg)
Ein grober Gesell‘ – Alter(n) in der Gesellschaft
Wie erleben Menschen im Alter die Gesellschaft? Sind sie noch mittendrin oder stehen sie schon am Rande des sozialen Geschehens? Wie fühlen sie sich dabei? Was macht den Unterschied – warum werden viele ältere Menschen schwerst depressiv, während andere erst so richtig aufblühen? Ist die Einsamkeit im Alter doch nur ein Vorurteil? Was braucht oder erwartet sich der Mensch von der Gesellschaft? Und verändern sich diese Bedürfnisse im Alter?

Fr, 3. November um 10:00 Uhr
Freies Radio Freistadt
Generationen miteinander
Mit dem Pilotprojekt „Generationen miteinander“ möchte der gemeinnützige Verein „dieziwi. – die Zivilgesellschaft wirkt“ das Thema „gesundes, aktives Altern“ in der Gemeinde Engerwitzdorf als einer der fünf oberösterreichischen Pilotregionen aktiv aufgreifen. Damit soll auch mehr Bewusstsein für das Thema Einsamkeit im Alter und den damit verbundenen sozialen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen geschaffen werden. Sendungsgestaltung: Marie-Therese Jahn

Mo, 6. November um 10:00 Uhr
Radio FRO (Linz)
Wie baut man Gemeinschaft?
Architektur und Stadtplanung: Wie kann Architektur Gemeinschaft fördern? Isolieren sich Menschen im Einfamilienhaus? Wird Gemeinschaft in der Stadtplanung überhaupt mitgedacht? Wo gibt es Räume, um den Nachbar*innen zu begegnen. Stadtplaner*innen erklären, wie sich Bauten entwickeln können/müssen, um den Anforderungen unserer Zeit gerecht zu werden.

Di, 7. November um 18:00 Uhr
Campus & City Radio St. Pölten
Gemeinschaftliches Wohnen: Ein Best-Practice Beispiel aus Sitzenberg-Reidling
Was ist die Motivation, in ein gemeinschaftliches Wohnprojekt zu ziehen? Welchen Nutzen für die Generationen, aber auch welche Konfliktfelder bringt das Miteinander im Alltag mit sich? Im Wohnprojekt Hasendorf im niederösterreichischen Sitzenberg-Reidling teilen sich über 30 Menschen Gemeinschaftsküche, Gemeinschaftswohnzimmer, Working-Space und Garten. CR 94.4 Sendungsgestalterin Gabriele Ebmer hat sich bei den Bewohner*innen umgehört.

Mi, 8. November um 14:30 Uhr
AGORA (Klagenfurt)
CAMBIUM – Gemeinschaftsleben
Wuchernde Mietpriese und teure Wohnungen – wie leistet man sich das heute noch? Eine mögliche Alternative ist das Gemeinschaftsleben, das von verschiedenen Initiativen auf der ganzen Welt erforscht und entwickelt wird. In den letzten Jahren haben 75 Personen die Gemeinschaft Cambium in Fehring aufgebaut. Wir sprechen mit Christian Loy über die bisherigen Erfahrungen und die Gründe für die Gründung der Gemeinschaft.

Do, 9. November um 15:00 Uhr
FREIRAD (Innsbruck)
Gemeinschaft im Jugendhaus Chilli
Das Jugendhaus Chilli ist durch seine Lage für viele Telfer Jugendliche ein wichtiger Ort der Begegnung und des Austauschs. In unserer Sendung werden wir uns mit folgenden Fragen beschäftigen: Was bedeutet Gemeinschaft für unsere Besucher*innen? Welchen Gemeinschaften fühlen sich die Jugendlichen zugehörig? Wie wird Gemeinschaft von der heutigen Jugend gelebt? Wie werden die sozialen Kontakte gepflegt? Nur noch online oder auch im realen Leben? Wo lernt man sich kennen – beim Dorffest oder nur noch im Internet?

Fr, 10. November um 11:00 Uhr
Proton (Dornbirn)
Begegnungsräume: Sprachen-Cafés in Vorarlberg
Wer die Mehrheitssprache nicht spricht, tut sich schwer anzukommen. In Sprachen-Cafés treffen sich Ein- und Mehrheimische und kommen ins Plaudern. Eine Sendung mit Portraits von in Vorarlberg aktiven Sprachen-Cafés.

Mo, 13. November um 10:30 Uhr
radioYpsilon (Hollabrunn)
Club fitforlife und eine Grundschule in den Slums von Mombasa/Kenia

Di, 14. November um 10:30 Uhr
Helsinki (Graz)
Zwischen Ohnmacht und Solidarität: Die Kraft der Gemeinschaft
Wir fokussieren uns auf das Spannungsfeld zwischen Ohnmacht und Solidarität. Ohnmacht kann ein lähmendes Gefühl sein, das Menschen isoliert und ihnen das Gefühl gibt, keine Kontrolle über ihre Umstände zu haben. In solchen Momenten kann der Zusammenhalt innerhalb einer Gemeinschaft eine Quelle der Stärke und Unterstützung sein. Es geht um die transformative Rolle, die Gemeinschaft in Krisensituationen spielen kann.